_________________________________ Series of the Collections for Research
into Sudeten German Minority IV. Szentendre/Hungary, 2006. HU
ISSN 1788-0971 _________________________________ |
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Georg Lang: Der Beitrag Deutscher im Aufbau des Kolpingwerkes Ungarn Vorlesung auf der Konferenz "Deutsche in der Minderheit"
in Szentendre, 9-11. März, 1999 http://www.fullextra.hu/modules.php?name=News&file=print&sid=909 Die einstigen katholischen Gesellenvereine, heute weltweit als
Internationales Kolpingwerk bekannt und verbreitet, entstanden aus der Vision
und Initiative des charismatischen Gründers Adolph Kolping. Von dem
bescheidenen Anfang in Köln mit sieben Gesellen im Jahre 1849 ausgehend,
zählte der Verband bis zum Tode Kolpings im Jahre 1865, schon rund 24.000
Mitglieder mit einer Verbreitung von Temesvár im
Banat bis Milwaukee in den USA. Wie jede Bewegung entscheidend von der Persönlichkeit des
Gründers geprägt, und von der Idee begeisterter Menschen getragen wird, so
ist das auch in der Verbandsgeschichte des Kolpingwerkes der Fall. Adolph
Kolping war Rheinländer, sein Zentralverein war in Köln angesiedelt. Die
Ausbreitung der katholischen Gesellenvereine erfolgte vom Rheinland aus
vorerst über den gesamten süddeutschen Raum grenzüberschreitend hinein in die
Länder der Österreich- Ungarischen Monarchie. Bei Neugründungen suchte Kolping immer mit großer Sorgfalt und
feinem Gespür nach dem für seine Sache geeigneten Mann. Die entscheidende
Rolle führender Persönlichkeiten kann auch in der Geschichte des
Kolpingwerkes in Ungarn festgestellt werden. Darunter befinden sich neben dem
Deutschen Adolph Kolping und dem Wiener Anton Gruscha
die beiden Ungarndeutsche Adolf Szabóky/ Schneider
und Franz Schiffer. Beide standen als Landespräsides
von 1856 bis 1930 an der Spitze der katholischen Gesellenvereine Ungarns. Bei der Suche nach einem geeigneten Präses für einen
Gesellenverein in Wien begegnete Kolping dem damaligen Religionslehrer Anton Gruscha (1820- 1911) und überredete ihn, sich für den
Gesellenverein in Österreich zu engagieren. Das war im Jahre 1852, und damit
nahm das Kolpingwerk in Österreich seinen Anfang. |
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Dr. Gruscha, dem mit Kolping eine
herzliche, innige Freundschaft verband, war Zentralpräses
der Doppelmonarchie, und blieb es auch später als Fürsterzbischof
von Wien und als Kardinal. Groß war die Gewalt seiner feurigen Beredsamkeit, aber nicht
minder groß seine gewaltige Arbeitsleistung. Unter den größten persönlichen
Opfern und unter Einsatz dieser gewaltigen Arbeitsleistung gelang es Gruscha, ein Netz von 264 Vereinen in der damaligen
Donaumonarchie auszubreiten und eine Bewegung in Fluss zu bringen, die zu
Beginn des 20. Jahrhunderts über 80 Kolpinghäuser ihr eigen nannte. Schon frühzeitig hatte der Gesellenvater Adolph Kolping (1813-
1865) zwecks Gründung von Vereinen sein Augenmerk nach Ungarn gerichtet und
seine Fühler ausgestreckt. In der Nummer vom 15 April 1854 konnte er in
seiner Zeitschrift, den "Rheinischen
Volksblättern" berichten: "Aus Ungarn gute Nachrichten. Nur
müssen dort noch einige minder wichtige Anstände beseitigt werden. Der
hochwürdigste Episkopat interessiert sich lebhaft für die Sache und hat seine
Mitwirkung bereitwilligst zugesagt." Der entscheidende Anstoß zur Erstgründung in Ungarn wurde von
Adolph Kolping durch seinen persönlichen Auftritt in Buda-Pest
gegeben. In seinem Reisebericht notierte er dazu: "Auf den anderen Morgen früh 6 Uhr -( es war der 25. Mai
1856) war die Fahrt nach Pest in Ungarn angesagt. Über der Sorge um unsere
Vereinsache plagte mich diesmal auch ein wenig wißbegierliche
Neugierde, die ich gern befriedigt hätte. Umso willkommener war das Zureden
Seiner Eminenz des Fürstprimas von Ungarn (Johann Scitovszky) gewesen, die Fahrt nach Pest zu unternehmen.
Ungarn ist doch ein so eigentümlich' Land, und hat doch in der Geschichte
eine so bedeutende Rolle gespielt, erzählt man sich vom ungarischen Volke
doch so vielerlei, dass man wohl versucht sein dürfte einmal selbst zu sehen,
wie's dort ausschaut. Auch hatte ich den rechten Haken nicht finden können,
der die wirkliche Einführung des Gesellenvereins bisher aufhielt. Vielleicht,
dachte ich, findest du ihn, und dass er dann weggeschafft wird soll eure
Sorge sein." |
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"Die Bewohner von Pest
sind meist Magyaren oder eingeborene Ungarn, doch schieben sich ziemlich
viele Deutsche und Polen, und was sonst noch der Handel herbeiführt,
dazwischen durch. Das Volk spricht allerdings die ungarische Sprache,
zugleich wird aber sehr viel deutsch gesprochen. Sehr selten sieht man noch
ein rein ungarisches Schild an den Häusern, viele bloß deutsche, in der Regel
in beiden Sprachen zum Zeichen, dass hier beide Sprachen notwendig sind.
Besonders unter den Handwerkern gibt es viele Deutsche. Die Verhältnisse der
Handwerksburschen fanden wir materiell ziemlich günstig, moralisch aber
höchst ungünstig gestellt. Da tuts katholische Vereinswesen Not, damit
doch wieder für die Gutwilligen fester Boden gewonnen wird, auf dem sie
auftreten können. Gottlob, alle Hoffnungen, dass es besser wird, sind nicht
verloren. Fanden sich doch einige wackere Freunde zusammen, die bereitwilligst ihre Kräfte zum guten Werke anboten." "Nur ist das sicher,
gelingt es in Pest, den Verein zur Blüte zu bringen, steht ihm das ganze
Ungarland offen. Auch in dieser Hinsicht bleiben die Hauptstädte von
entscheidender Wichtigkeit. Dass man in Ungarn die Nationalität sehr schonen
muss versteht sich von selbst, oder vielmehr, dass man immer nötig hat zu
bemerken, dass man es mit gar keiner Nationalität als solcher zu tun hat,
sondern lediglich mit einem katholischen guten Werke, das, bei rechtem Licht
besehen, alle Nationalitäten gut brauchen können." Die Schwierigkeiten ergaben sich aus dem damaligen
politischen Regime, welches jeglicher Vereinsgründung misstrauisch
gegenüberstand. Dazu kam der Umstand, dass die gewerbliche Jugend sprachlich
geteilt war. Ein großer Teil der Gesellen sprach nur deutsch, und die
Vertreter der Regierung bemühten sich den zu gründenden Verein
deutschsprachig zu etablieren. Schließlich einigte man sich, die Vorträge im
Verein sowohl deutsch wie auch ungarisch zu erteilen. Kolping erschien also in Buda-Pest
und erklärte den erschienen Meistern und Gesellen die Nötigkeit und
Nützlichkeit der Gründung eines katholischen Gesellenvereines. Seine Worte
und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit hatten einen durchschlagenden
Erfolg. Noch am 9. September desselben Jahres wurde die Fahne des ersten
ungarischen Katholischen Gesellenvereins in Pest durch den Fürstprimas Johann Scitovszky
geweiht. |
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Die Zahl von 150 Mitgliedern wuchs bis Ende des Jahres auf 640.
Zum Präses des ersten Vereines wurde der Dompropst Michael Haas ernannt, zum Vicepräses der Professor Adolf Szabóky
gewählt. Als Michael Haas drei Jahre später Bischof von Szatmár
wurde übernahm Adolf Szabóky die Aufgaben des Landespräses, und bekleidete dieses Amt bis zu seinem
Tode im Jahre 1880. Landespräses Adolf Szabóky (1821- 1880) geborener Adolph Schneider kam 1821
in Buda/ Ofen als Kind einer Handwerkerfamilie zur Welt. Mit 16 Jahren wurde
er in die Ordensschule der Piaristen aufgenommen. Nach Abschluss seiner
allgemeinen, pädagogischen und theologischen Ausbildung erhielt er 1846 die
Priesterweihe, und unterrichtete 30 Jahre lang in den Schulen des Ordens. Adolf Szabóky bezeugte reges
Interesse an der Entwicklung des Handels- und Gewerbelebens. Er war Begründer
des Landesverbandes für Gewerbe und des Hauptstädtischen Gewerbekreises. Er
war auch Oberinspektor der gewerblichen Lehrlingsschulen. Als Präses des
ungarischen Landesverbandes der katholischen Gesellenvereine war er Schüler
Kolpings und dessen persönlicher Freund. Die Sache des Gesellenvereins war
sein wichtigstes Anliegen, wo er den jungen Handwerkern durch Bildung und
Erziehung helfen wollte, ihr Leben glücklich zu gestalten. Mit väterlicher
Zuwendung bemühte er sich seinen Jungen eine feste religiöse Grundhaltung zu
vermitteln, und dazu noch günstige Voraussetzungen für eine gesicherte
Zukunft zu eröffnen. Schon 1858 gelang es ihm ein Gesellen-Hospitium
in Pest zu eröffnen. Damit stand den Mitgliedern eine anständige Herberge zur
Verfügung, im Hause gab es aber auch Möglichkeiten für Bildung und
Geselligkeit. Nach Vorbild des Wiener Vereines wurde auch hier eine Bühne
eingerichtet, wo Theaterstücke zur Belehrung und Erheiterung aufgeführt
werden konnten. Gleich das erste Stück mit dem Titel "Der Gesellenverein"
stammte aus der Feder von Szabóky! |
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Szabóky
gründete auch eine Vereinsbibliothek mit einem Bestand von 1200 Büchern, um
damit die Bildung der jungen Menschen zu fördern. Mehreren gelang auch der
Aufstieg ins Bildungsbürgertum, wie zum Beispiel den Gesellen Alois Spannberger, der 1859 aus Ödenburg kommend Mitglied des Pester Vereins wurde und von Szabóky
gefördert die Lehrerpräparandie absolvierter,
später Schuldirektor in der Josefsstadt wurde. Die auf Initiative von Szabóky ab
1859 jährlich veranstalteten beruflichen Fachausstellungen der
Gesellenvereine verdienen besonders erwähnt zu werden. Die besten Arbeiten
wurden mit Preisen und Urkunden gewürdigt. Vielen gelang nachher der
berufliche Aufstieg, so den Gründern mancher Budapester Handwerksfirmen der
Jahrhundertwende, wie beispielsweise Jungher, Lingl, Ludwigh, Watzke, Benesch, Michl, Lörincz, Blaschke, Szepessy und Rontsch. Diese
ehemaligen Mitglieder wurden eifrige Förderer der Gesellenvereine. Die
Vorarbeiten zur Gründung eines Vereines in Pressburg begannen noch anfangs
der fünfziger Jahre als Kaplan Benedikt Konek
mehrere Artikel in der Zeitschrift "Katholischer
Christ" über den
Gesellenverein veröffentlichte. Er nahm zum Zwecke der Vereinsgründung die
Verbindung mit Anton Gruscha auf, welcher in seinem
Brief datiert den 27 Dezember 1854 Kolping die Mitteilung machte: Zum
Neujahr ( 1855) möchte ich einen Ausflug nach Pressburg unternehmen, wohin
ich zwecks Gründung eines Vereines eine Einladung erhielt. Die Vereinsgründung wurde durch den Umstand erleichtert, dass
Pressburg zu dieser Zeit eine überwiegend deutschsprachige Stadt war, und
dass hier viele Gesellen arbeiteten, die früher schon in deutschen oder
österreichischen Städten Mitglieder waren. Kaplan Konek
sammelte diese um sich und die Einheimischen schlossen sich gerne an. Die
Gründung erfolgte im Jahre 1856. Stadtpfarrer Karl Heiler nahm sich der Sache
als Hauptprotektor an. Koneks Nachfolger im Präsesamt waren die Domkapläne Wessely und Zechmann. |
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In Alt- Ofen interessierte sich Dechant Johann Brunner für den
Gesellenverein und leistete gute Vorarbeit zur Gründung, welche 1858
erfolgte. Präses Brunner standen im Laufe der Jahre als Vicepräsides
die Kapläne Tichy, Zechmann, Tretter,
Wanke und Schiffer zur Seite. Franz Schiffer wurde 1877 von Alt-Ofen in die Pester innenstädtische Pfarrkirche versetzt. Sein
Nachfolger in Alt-Ofen wurde Kaplan Johann Leimeter.
Franz Schiffer (1845- 1930) war gebürtiger Pressburger. Nach
Abschluss seiner Studien an der Theologischen Fakultät der Erzdiözese Gran
erhielt er 1869 die Priesterweihe. Als Kaplan wirkte in Alt-Ofen und in der Pester Innerstadt. Er wurde 1880 zum Landespräses
der Gesellenvereine ernannt, war Direktor der Budapester Lehrerschaft und
Inspektor der Religionslehrer. Seine Tätigkeit fand Würdigung in der
Ernennung zum päpstlichen Kämmerer, später zum päpstlichen Prälaten. Als Landespräses pflegte er enge
Kontakte zu den Kölner Generalpräsides Schäffer (1866-1901), Schweitzer ( 1901-1924)
und Hürth ( 1924-1944). Unter seiner Führung entwickelte sich das Kolpingwerk
in Ungarn stetig weiter. Bis zum ersten Weltkrieg wuchs die Zahl der
Gesellenvereine im Königreich Ungarn auf über 80 an. In den Gesellenvereinen
wurde intensiv im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung gearbeitet,
man bemühte sich um den Aufbau von Sozialeinrichtungen wie Krankenkassen, und
um eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Das ganze Vereinsleben ruhte auf der
Basis des christlichen Glaubens, der auch die entscheidende Motivation der
Mitglieder war. Unter den vielen Kolpinghäusern und Vereinslokalen, welche in
den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende entstanden sind, ist der Bau der
Verbandszentrale in der Budapester Rottenbiller-Gasse
als eine große Leistung Franz Schiffers hervorzuheben. Das Grundstück wurde 1882 erworben. Schiffer machte eine
Erkundungsreise, und besuchte die Kolpinghäuser in Wien, Klagenfurt, Villach,
Linz, Bozen, Innsbruck, München, Augsburg, Würzburg, Aschaffenburg,
Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Bingen, Nürnberg, Regensburg und vor allem Köln.
Hier ging es nicht nur um praktischen Erfahrungsaustausch, sondern um
spirituelle Kraft zu schöpfen. |
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Von dort schrieb er: "Ich
bin in Köln! Am Grabe Kolpings fasste ich den festen Entschluss nicht nur für
das Wohl der Handwerksburschen zu arbeiten, sondern mich treu der Fahne
Kolpings zu verpflichten".
Der erste Spatenstich erfolgte 1884, Zentralpräses Gruscha legte als Grundstein einen aus dem Kolosseum
mitgebrachten Stein nieder. Der Bau war 1885 fertig gestellt, wobei Vicepräses Franz Krammer und
die beiden Jugendführer Franz Benesch und Alois Spannberger besonders verdienstvolle Arbeit geleistet
hatten. In der Zwischenzeit entstand 1859 ein Gesellenverein in
Ödenburg unter der Leitung des Domkanonikus Franz Hodich,
und dessen Stellvertreter des Benediktiners Remigius Stachowich.
Letzterer wurde auch als Forscher des Brauchtums im Heideboden bekannt. In
Eisenstadt wurde der Verein auf Drängen der Gesellen im Jahre 1863 ins Leben
gerufen. Pfarrer Kaspar Zechmeister stellte sich gerne als Präses zur
Verfügung. Vicepräsides waren in der nächsten Zeit
nacheinander die Kapläne Gustav Begna, Stefan Lentsch, Alexander Gießwein und Josef Reisinger.
Auf Anregung des Bischofs Georg Girk wurde im
selben Jahr noch der Gesellenverein Fünfkirchen gegründet. Präses wurde
Schuldirektor Anton Sauter, Vicepräses
Kaplan Josef Peintler. Bei der Fahnenweihe wurden
die Ansprachen von Sauter in Deutsch, von Peintler auf Ungarisch gehalten. Als spätere Präside in
Fünfkirchen sind der Domkaplan Franz Prandtner,
Kaplan Johann Pencz sowie Probst August Mendlik zu erwähnen. Das Jahr 1863 brachte reiche Ernte,
denn es kam noch die Gründung des Vereines in Raab dazu. Hier ist die Rolle
des Seminardirektors Karl Nogall hervorzuheben. Als
Sohn des ehrwürdigen Schneidermeisters Matthias Nogall
hatte er ein enges Verhältnis zum Handwerk, und interessierte sich schon vor
Jahren für die katholischen Gesellenvereine. Einen tiefen Eindruck hinterließ
seine Begegnung mit Kolping im Jahre 1853, ganz besonders auch Kolpings
Bemerkung: "Wir wollen ja
aus unseren Gesellen keine Ordensbrüder machen, sondern sie lediglich vor der
Hölle retten!" In diesem
Geiste widmete sich Nogall als Präses besonders dem
Seelenheil junger Menschen. Seine Mitarbeiter waren die Kapläne Adolf Koch
und Anton Mohl. Als Jugendleiter taten sich
besonders die Brüder Ferdinand und Theodor Stumpf hervor. Der spätere Präses
des Raaber Vereines Pfarrer Anton Ruschek übersetzte die Kolping- Biographie von Generalpräses Sebastian Schäffer
und verfasste eine Verbandsgeschichte der ersten 30 Jahren des Kolpingwerkes
in Ungarn. |
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In Ofen kam es 1868 zur Vereinsgründung. Treibende Kraft dabei
war der Schuldirektor Josef Pellet und der Kaplan Johann Fellermayer.
Pellet übernahm das Amt desVereinspräses, Fellermayer wurde Vicepräses,
später Präses in Alt-Ofen. Sein Vicepräses wurde
Karl Millitzer. Nach dessen Ernennung zum Pfarrer
übernahm dieses Amt der Kaplan August Lehmann. An der Kölner Generalkonferenz
im Jahre 1884 nahmen Franz Schiffer, Karl Millitzer
und August Lehmann als Vertreter des ungarischen Landesverbandes teil. Wie sehr Adolph Kolpings persönliche Ausstrahlung wirksam wurde
zeigt sich auch am Beispiel des Stefan Tóth, der
als ungarischer Handwerksgeselle auf beruflicher Wanderschaft Kolping im Ollmützer Verein persönlich begegnet ist. Es ist
vornehmlich Tóth zu verdanken, dass es 1860 in Eger / Erlau zu der Gründung
des ersten rein ungarischen Gesellenvereines kam. Adolph Kolping schreibt in
einem Brief an den Gesellenverein Erlau unter
anderen: "Der Name Stephan Tóth ist mir seit Jahr und Tag schon bekannt und geläufig
als tätiges Mitglied und treuer Berichterstatter der Feste und sonstiger
lieblicher Gelegenheiten. Wie tröstlich ist es die Bruderhand reichen zu
können einer wackern Schar von jungen strebsamen Männern zum katholischen
Bruderbunde, wenn auch Landesart und Sprache noch so verschieden sein mag,
die weil sie katholisch sind, keine Grenzen zu ziehen wissen zwischen den Herzen
Seid
uns also gegrüßt, Ihr Brüder aus Ungarn, Ihr vom Erlauer
Verein und die anderen alle, die als brave und treue Mitglieder redlich
bestrebt sind, den Zweck des Vereines zu erfüllen
vom Herzen euer väterlicher
Freund : Adolph Kolping, Präses."
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass besonders in den
ersten Jahrzehnten viele Menschen deutscher Zunge am Aufbau des Kolpingwerkes
in Ungarn beteiligt waren. Dabei spielte die direkte sprachliche
Kommunikation sicherlich eine wichtige Rolle, zumal die übernationale
Ausbreitung der Bewegung schwerpunktmäßig in deutschsprachigen Ländern lag,
und die dynamische Zentrale der Gesellenvereine mit Adolph Kolping als
spirituelle Bezugsperson in Köln am Rhein etabliert war. Nach und nach hat dann das Reis des Kolpingschen Ideengutes,
welches der Gesellenvater in ungarischen Boden gepflanzt hat, nicht nur
Wurzeln geschlagen sondern sich kräftig und bodenständig im Volke entfaltet.
Der Anteil der Ungarndeutschen wurde bedingt auch durch den kulturpolitischen
Einfluss immer kleiner. Die enge Verbindung zum Internationalen Kolpingwerk
blieb jedoch bis in unsere Tage lebendig. Bezeichnend dafür ist beispielsweise ein Bericht des
Kolpingblattes aus dem Jahre 1935. Über den Besuch des Generalpräses
Theodor Hürth in Ungarn war unter anderen zu lesen: "Im letzten Jahrzehnt war dies eine gute Gewohnheit: Jedes
Jahr weilten Abgesandte von der Führung des Kolpingwerkes bei unseren
ungarischen Kolpingbrüdern
Jubel umbrauste den Generalpräses als er den Saal
(der Zentrale in der Rottenbiller-Gasse) betrat
Nach seiner mit stürmischem Beifall aufgenommenen Rede spricht der
Reichssenior August Winkler, der sich seit Jahren schon der ungarischen
Sprache befleißigt, um so die Verbundenheit von Köln/ Deutschland und
Budapest/ Ungarn deutlich zum Ausdruck bringen zu können." Diese Verbundenheit ist heute
der wichtigste Beitrag, welcher zum Wohle des Kolpingwerkes Ungarn von
Deutschen geleistet wird. Gedruckte
Quellen: - KOLPING A.: Mitgebrachtes ( 2.8.1956) in Rheinische
Volksblätter S.481-488. - KOLPING A.: Beilage zum Sonntagsblatt für alle Stände ( 6.4. 1862)
S.23. - RUSCHEK A: A katolikus legényegylet magyar földön. Budapest, 1887. - RIDDER B.: Kolping in aller Welt. Köln, 1959. |
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